Der Fischbesatz an der Gmundner Traun

Mag. Roman Moser

Ich wurde im Frühjahr 2024 von Albert Pesendorfer ersucht, das Amt des Obmann-Stellvertreters zu übernehmen. Dieses Angebot konnte ich nicht ablehnen, da ich ja als Mitbegründer des Vereins nach wie vor eine besondere Nähe zu dieser Interessensgemeinschaft habe.  Außerdem war ich in den 90er Jahren ohnehin schon Obmann der „Freunde der Gmundner Traun“. Dieser Aufgabenkomplex war daher für mich nichts Neues. 

 

Zum Fluss selbst war meine spezielle Beziehung sowieso nie abgerissen. Ihm verdanke ich sehr viel. Als sogenannter „Lehrbub“ von Hans Gebetsroither (Neger-Hans) und als Wurflehrer, Kontrollor und Jahreskartenbesitzer, konnte ich seit den 60er Jahren zu diesem Fluss ein besonderes Nahverhältnis aufbauen. Sowohl die Strukturen als auch die aquatischen Bedingungen waren mir sehr wohl bekannt, wobei die Ichthyo-Fauna im Laufe der Jahrzehnte sichtlichen Veränderungen unterworfen war. Vor allem das Besatzgeschehen ist mir heute ein Anliegen, da ich doch auf viel praktische Erfahrung zurückgreifen kann. 

 

Trotz besserwissender Zurufe von der Seitenlinie her, bin ich nicht auf der sprichwörtlichen „Fischsuppe“ daher geschwommen. Nach dem erfolgreichen Bewirtschaften von Innviertler Bächen und Flüssen, der Ischler Traun und dem Scherer-Wasser, der Einführung der Withlock-Vibert-Brutbox in den 70er Jahren und dem Aufbau des Schwesterflusses, der Ager, weise ich solche profilierungsneurotischen Angriffe entschieden zurück. 

 

Der Wasserkörper der Traun hatte sich in den letzten 35 Jahren dramatisch verändert. Vor allem der Substratbereich (Kolmatierung), das Auftreten neuer, Plankton filtrierender Muschelarten, der geringe Nährstoffeintrag, das Auftauchen des Signalkrebse als auch die veränderte Fischdichte, hatten starken Einfluss auf das ökologische Gesamterscheinungsbild. Die warmen Sommermonate stellten zusätzlich für die gesamte Biozönose eine große Herausforderung dar. 

 

Vor der Errichtung der Kläranlage Traunsee-Nord und der Totalreinigung in Bad Ischl war der Eutrophierungsgrad der Traun extrem hoch. Markante Stellen, wie Schlachthaus- und Molkereikanal, sind wohl noch manchen Eingesessenen ein Begriff.  Auch die zahlreichen Einleitungen bei der Seeklause in Gmunden, waren Nahrungsproduzenten von gigantischem Ausmaß. Diese Nährstoffsuppe hatte zur Folge, dass das Insektenaufkommen, vor allem von Filtrierern, wie der netzbauenden Köcherfliege (Hydropsyche) gewaltig war. Man sah oft „braune Nebel“ über dem Wasser, bestehend aus unzähligen Pelzflüglern und „wabbernde Dunstwolken“ aus Millionen von Eintagsfliegen. 

 

Trotz der warmen Wassertemperaturen im Sommer, war die Nahrungsfülle der Hauptgrund für das Überleben von Bachforelle, Seeforelle und dem massenhaften Auftreten der Fahnenträgerin – der Äsche. Obwohl wir uns in der sogenannten „Barbenregion“ befinden, konnte ich bei der Hager-Wiese zur Fortpflanzungszeit von Thymallus an die 50 Laichfische zählen – so gewaltig war das Reproduktionspotenzial der damaligen Traun. Hier bewahrheitet sich der Spruch: „Wenn man sein Feld nicht düngt, wächst auch nichts darauf“. Und im Trinkwasser habe ich noch nie Nährtiere entdecken können. Die damalige Fertilität des Flusses war unbeabsichtigt und nur das Resultat klärtechnischen Unvermögens. Heute hat sich das Bild völlig gewandelt. Die derzeitige Eutrophierung findet nur über verrottende höhere Wasserpflanzen und Algen, aus dem Seekörper und dem Fluss selbst, statt. Und dies ist eben sehr wenig.

 

Die ehemals sehr fruchtbare Traun konnte man im letzten Jahrhundert als klassischen Äschenfluss bezeichnen, mit einem Begleitfisch, der beträchtliche Größe erreichen konnte – nämlich der Bachforelle.

 

Zuwachsraten von 400 Gramm pro Jahr waren nicht unüblich. Wie die Namensgebung ja besagt, ist dieser Salmonide ein Bewohner kleinerer sommerkalter Gewässer und eigentlich ungeeignet, nennenswerte Bestände in größeren Flüssen zu bilden. Der Einfluss kälteren Wassers aus der Dachsteinregion und die Nahrungsfülle konnten jedoch damals die angeborenen Habitatvorliebe kompensieren. Zusätzlich sorgten die zahlreichen Wehranlagen (Zehn an der Zahl), ähnlich der Steirermühler Wehr, für reichlich Sauerstoffeintrag und kälteres Sickerwasser. 

 

Was also tun, um als Bewirtschafter der Gmundner Traun sprichwörtlich „baden zu gehen“?

 

Bereits in früheren Jahren, nach dem Kraftwerksbau in der Gmundner Aus, wurden Regenbogenforellen besetzt. Diese hatten aufgrund ihrer Charaktereigenschaften den Vorteil, sich dem Flusstypus der Gmundner Traun sehr schnell anzupassen. 

 

Allerdings führt generell ihr „Steelhead-Gen“ dazu, sich als Wanderfisch zu präsentieren und nach der Laichzeit oder nach Hochwässern zum Großteil auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden. Einzig, reichlich Nahrung, würde sie etwas länger am Aussetzgewässer halten. Da dies jedoch in überzeugender Menge nicht vorhanden ist, ist ständiger Neubesatz notwendig. Und das kostet eben.

 

Wir strecken uns natürlich nach der Decke und versuchen unseren Lizenznehmern eine attraktive und erlebnisreiche Fischerei zu bieten. Daher wird auch mehrmals jährlich (bis zu zehn Mal) Rainbow-Besatz eingebracht, was zu tollen Fängen und sehr positiven Rückmeldungen führt. 

 

Die letzten Herbstmonate waren ein Highlight für manche Traunfischer – obwohl wir zuvor im September – ein Mega-Hochwasser verkraften mussten.

 

Doch bei all den Fangerfolgen mit der Amerikanerin stellt sich die Frage nach dem Aufkommen der Äsche. Nach wie vor werden immer wieder prächtige Exemplare angelandet, jedoch sind dies für viele Angler reine Zufallsfänge. Leider wurden aus Unkenntnis der historisch gewachsenen Ichthyo-Fauna in der jüngeren Vergangenheit Huchen besetzt. Der „Donaulachs“ ist in der Gmundner Traun nie vorgekommen, da der Traunfall als natürliche Barriere fungierte. Dieser Raubfisch hat sich in den letzten Jahren stark vermehrt und weist bereits Exemplare von über einem Meter Körperlänge auf (wir haben davon schon zu viele). 

 

Dies war auch der Grund, die Befischung dieses Groß-Salmoniden zu forcieren und das Reglement entsprechend anzupassen. Durch ständiges Releasen hilft man der Äsche sicher nicht, ihren Bestand zu erhöhen. Auch wenn die Rainbow gezwungenermaßen zur Hauptbeute von Hucho wurde. Daher meine Bitte: Wenn möglich, den Huchen auch zu entnehmen.

 

Zur Äsche möchte ich noch Folgendes bemerken: Trotz jährlichem Besatz mit Jungfischen (Vogelfutter?) zeigt sich die Population in einer minimalen Bestandsdichte. So z.B. benötigt ein Gänsesäger bis zur Flugfähigkeit laut Bundesinstitut in Scharfling an die 4000 Brutfische. Möchte man Thymallus wieder auf die Flosse helfen, so wäre eine rein fischökologische Bewirtschaftung zielführender. Das warme Wasser der Traun ist sicherlich auch ein Hindernis, jedoch nicht unbedingt, denn diese Sommertemperaturen weist auch die benachbarte Ager auf. Der Äschen-Bestand hat sich dort sukzessive im Laufe der Jahre äußerst positiv entwickelt. Vor allem im Nahbereich von Brücken, Stegen und stark frequentierten Uferwegen (Vogelvergrämung).  Möchte man die Äsche wieder in entsprechender Anzahl hochbringen, wären zusätzlich mehrere entscheidende Maßnahmen erforderlich.

 

Diese sind:

· Kein Besatz mehr mit Forellen, verteilt auf die gesamte Strecke

· Totalausfang des Huchens

· Konsequente Bejagung von Kormoran und Gänsesäger

· Jährlicher Stützbesatz mit Jung-Äschen

 

Trotzdem würde es etliche Jahre dauern, bis man eine merkliche Zunahme der Fahnenträgerin erkennen kann. Doch so lange haben wir nicht Zeit und auch nicht das Geld dafür. Daher machen wir so weiter, wie bisher, und hoffen auf zufriedene Gesichter unserer Vereinsmitglieder und Gäste, vor allem nach dem Drill einer 60er Regenbogenforelle. 

 

Nachsatz:

Ich würde mich auf bezugnehmende Fragen oder Anregungen unserer Vereinsmitglieder freuen, die ich gerne ausführlich beantworten werde. 

 

P.S.: Es werden noch weitere Berichte bezüglich Naturaufkommen, Strukturverbesserungen, spezielle Fischökologie und sonstige Aktivitäten, rund um die Gmundner Traun, folgen.

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Fischaufstieg · Schotterdeponien

Mag. Roman Moser

Der Fischaufstieg bei der Steyrermühler Wehr

Die Schotterdeponien, die anlässlich des Kraftwerksbaues der Papierfabrik Danzermühle linksufrig errichtet wurden, sind der Grund für das totale Verschütten des Vertical-Slot-Auftstiegs beim sogenannten „Schlackentümpel“.

 

Ausgebaggertes Geschiebe muss ja, laut Behörde, dem Fluss wieder zurückgegeben werden. Ein Abtransport und anderweitiger Verwendungszweck ist nicht gestattet (Gefahr der Eintiefung). Die zahlreichen jährlichen Hochwasser haben in der Folge dazu geführt, dass diese Schotterbänke entlang des Hohlwehr-Bereiches sukzessive immer weiter flussab verlagert wurden. Dies war auch der Grund, dass beim letzten Traun Höchststand, im September 2024, Sand und Geröll über die Wehrkrone der Steyrermühler-Anlage gespült wurden. 

 

Es entstanden daher auch im Wehrgumpen mächtige Schotterbänke. Am Außenrand wurde auch der Fischaufstieg arg in Mitleidenschaft gezogen. Für das hindernisfreie Funktionieren der Organismus-Wanderhilfe ist die Energie AG zuständig. Sie wollte bereits im Februar den Aufstieg wieder ausbaggern. Der Naturschutz war jedoch dagegen. Begründung: Dies sei ein Eingriff in die natürlich gewachsene Uferregion.

 

Somit verschiebt sich das Ausräumen des Aufstieges auf ungewisse Zeit – Naturschutz sei Dank!

 

Weitere Schotterdeponien an der Traun

Nachdem die Energie AG die Neuerrichtung der Siebenbrunner Wehranlage plant und gleichzeitig ein unterirdischer Stollen zum Traunfall-Kraftwerkt errichtet wird, sehen wir als Pächter diesen Plänen mit Spannung entgegen.

 

Bereits im letzten Jahr wurde der Gschröffer-Stau abgesenkt, was natürlich dazu führte, dass sich gleichzeitig auch der Fischbestand über den Traunfall hinweg verabschiedete. Dies ist ein gewaltiger Eingriff in den Fischbestand, für deren Erhalt ja auch der Verein zuständig ist. Entschädigungsforderungen unsererseits sind noch ausständig und werden ihren Niederschlag bei der Umweltverträglichkeitsprüfung finden. 

 

Positiv ist zu bemerken, dass im neuen Staubereich „Gschröff“, Einengungen, Inseln und Halbinseln geplant sind und somit neue ökologische Strukturen entstehen sollen. Zwar wird der Staubereich um rund zwei Meter erhöht – bis zur Oberkante der derzeitigen Wehranglage „Gschröff“. Doch diese V-förmige Barriere wird entfernt und nur das Gebäude des Schau-Kraftwerkes bleibt bestehen. Der Konglomerat-Schotter der Tunnelbohrung wird für Strukturen im Uferbereich verwendet aber auch zum Teil gegenüber der „Afrika-Insel“ (Steyrermühl) deponiert. Dies hat zur Folge, dass bei Hochwasser diese Deponie abgetragen wird und auch die Kolmatierung (Kalk-Sinter) im Unterwasserbereich aufgeschlagen bzw. überdeckt wird. 

 

Mein Ansinnen, diese Deponie beim KW Gmunden zu errichten, wurde abgelehnt. Dies, weil der geplante Standort bereits von Linz (Wasserrechtsabteilung) genehmigt wurde. 

 

Ich hoffe, dass der aufgelockerte Flussboden wieder Lebensraum, sowohl für Insekten als auch neue Habitat-Vorteile für die Äsche mit sich bringt.

 

Die Mitterau-Insel

Ursprünglich war der Bau des Kraftwerkes Gmunden (Au-Theresiental) in den 50er Jahren bei der sogenannten „Astecker-Wehr“ geplant. Spaziergängern an der Traunpromenade ist sicherlich das Bankerl „Lenaus Morgensitz“ ein Begriff. 

 

Da aber dort Seeton-Schichten ausstreichen (Quellhorizont), erschien diese Kraftwerks-Positionierung eher sub-optimal. Bei höherem Wasserdruck wäre eine Rutschung des Bauwerkes nicht auszuschließen gewesen. 

 

Daher wurde die Anlage weiter flussab auf einer verdichteten Konglomerat-Platte nach dem sogenannten „Kleinen Traunfall“ verlegt. Dieser war damals durch die Wehranlage Theresiental überstaut und daher nicht sichtbar.

 

Nach Vollendung der Bauarbeiten des Kraftwerkes Gmunden Au-Theresiental, wurde der Flussgrund stromab auf ca. 1,5 Meter abgehobelt, also tiefer gelegt. Dieses neue Flussbett der Traun wurde bis zur Hamstock-Mühle (Fischer-Insel) neugestaltet und das Ufer linear verlaufend begradigt. Dies war angeblich notwendig, um mehr Fallhöhe zu erreichen und um einen Rückschlag bei Hochwasser zu verhindern.

 

Die fortschreitende Eintiefung der Traun wurde jedoch durch zwei geomorphologische Prozesse gestoppt. Zum einen ist dies die Engstelle des Aufschüttungsdeltas im Bereich des „Wasserlosen Baches“. Das zweite Hindernis befindet sich unterhalb des „Sauschneider Steins“. Dort streichen nämlich Sandstein-Kalkschieferschichten aus. Diese härteren, plattigen Felsen stehen im fast rechten Winkel zum Strömungsverlauf und verursachen eine klassische Stromschnelle. Darunter hat sich ja das sogenannte „Regenbogen-Loch“ gebildet. Diese natürliche Barriere hatte in der Folge ein weiteres Eintiefen verhindert. Allerdings besteht noch eine mittig verlaufende überspülte Schotter-Rippe – und genau dort, wäre dies ein optimaler Platz für eine neue Insel.

Hätte man das rechte Ufer nicht zusätzlich mit Granitsteinen gesichert, so wäre die Traun sicherlich wieder seitlich ausgebrochen und hätte selbständig ihr ehemaliges Flussbett zurückerobert.

 

Im Zuge der damaligen Begradigungsarbeiten ist die bewaldete Mitterau Insel der Baggerschaufel zum Opfer gefallen. Das gesamte anfallende Aushub-Material wurde rechtsufrig deponiert, sodass dort eine heute bereits bewaldete Schotterfläche entstanden ist. 

 

Die Mitterau Insel war ursprünglich ein lang gestreckter Strömungsteiler, wobei ein Arm bei Niedrigwasser fast trockenfiel. Dennoch wäre die Wiedergeburt der Insel ein ökologisches und optisches Highlight. Wir haben dieses Projekt in Angriff genommen, wobei die entsprechenden Unterlagen beim Gewässerbezirk Gmunden aufliegen. 

 

Ich hoffe, dass trotz Budgetloch des Bundes, noch etwas Geld für solche Renaturierungsmaßnahmen vorhanden ist.

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Das Laichgeschehen an der Gmundner Traun

Mag. Roman Moser

Wie jedes Jahr, sehen wir an speziellen Plätzen blank polierte Kiesmulden, sogenannte „Brüche“ oder Laichgruben von Vertretern der Forellenfamilie. Vor allem im Bereich der Hager Wiese und beim „Hansi-Bankerl“ in der Dürnau, ist dies offensichtlich.

 

Alle Salmoniden schreiten zu einer gewissen Zeit zum Fortpflanzungsgeschäft. Im Alter von drei bis fünf Jahren sind die Fische am produktivsten, wobei Erst-Laicher und ältere Jahrgänge Ei-Material von geringerer Qualität abgeben. Zu dicke, bzw. zu fette Fische benötigen eine Hungerkur, um hochwertigeres Ei-Material im Körper zur Reife zu bringen. In Naturgewässern passiert dieses „Abnehmen“ ja automatisch in der kalten, nahrungsärmeren Jahreszeit. 

 

Bachforellen und Bachsaiblinge sind „Herbst-Laicher“ (bei uns im November/Dezember), Rainbows, Äschen und Huchen sind hingegen klassische Frühjahrs-Laicher.

 

Die Regenbogenforelle schreitet in der Gmundner Traun bereits im Februar zur Ei-Ablage. Durch Wetterkapriolen, wie Kaltlufteinbrüche oder im Gegensatz dazu, sehr warme Wintertage ebenso wie Hochwasser, kann sich diese bis in den März/April hinein verschieben. 

 

Bedingt durch das saubere Wasser der Traun, sieht man sehr selten weibliche Fische mit Flossenschäden. In stark eutrophierten Gewässern hingegen überzieht oft Fungus (Pilzbefall) den ganzen Körper. Vor allem die Schwanzflosse wird dabei stark in Mitleidenschaft gezogen. Aber auch die Milchner tragen bei ihren Rangkämpfen Blessuren davon. Die Kopf- und Kieferpartie wird ja beim Verbeißen von Nebenbuhlern oder jüngeren Fischen, den „Jacks“, vermehrt als Waffe eingesetzt. 

 

Oncorhynchus, so der lateinische Name der Regenbogenforelle, ist mehr mit den pazifischen Lachsen verwandt als mit unserer Bachforelle. Deren Gene stammen dagegen vom atlantischen Lachs ab.

 

Unser Huchen ist wiederum mit den mongolischen Taimen verwandt, da dieser während der Eiszeit mit den Schmelzflüssen in das Schwarze Meer abgedrängt wurde und in der Folge in die Donau aufgestiegen ist. Hucho hucho ist dabei – so wie der sibirische Lenok – auch mit den Saiblings-Arten näher verwandt. 

 

Unsere Äsche hingegen stammt von ihren arktischen Vorfahren ab, da diese durch das nach Süden vorrückende Eis in den Glazial-Epochen in den Donauraum gelangt ist. Die einmündenden Alpenflüsse wurden so zu ihrer neuen Heimat.

 

Gerade heuer, im Frühjahr 2025, wurden die bevorzugten und bekannten Laichgebiete der Traun regelrecht umgepflügt. Man sieht aufgewühlten Flussboden, flache Gruben – oft in einer Längenausdehnung von mehreren Metern. Relativ große Fische konnte man phasenweise beim Fortpflanzungsgeschäft beobachten. Kontrollorgane und Vorstandsmitglieder haben diese Areale nicht nur mit einer Hinweistafel markiert. Sie haben sie auch mit Absperrbändern gesichert. Ein Bewaten dieser Stellen sollte möglichst vermieden werden. Die erkennbaren Reisigbündel, die am Ufer entlang befestigt wurden, dienen als Schutz und Versteck für die im Mai schlüpfende Brut. Darunter können die ca. 10 mm langen Fischlein bei erhöhtem Pegel Schutz suchen.

 

Bei Oncorhynchus werden in Österreich hauptsächlich Herbst-Laicher gezüchtet. Man kann jedoch durch Temperatur- und Belichtungsmanipulation das Laichgeschäft dieser Fische verändern. Fischzüchter möchten ja im Herbst und Winter wieder leere Teiche für die nächste Fischgeneration zur Verfügung haben. Somit ist Ei-Material im Augenpunktstadium zu jeder Jahreszeit verfügbar.

 

In der angestammten Heimat an der amerikanischen Westküste oder in den Rocky Mountains laicht die Regenbogenforelle im Frühjahr. Diesen Stamm besetzen wir ja vorrangig in der Gmundner Traun.

 

Bewirtschaftet man allerdings ein Gewässer sowohl mit Bach- als auch mit Regenbogenforelle, passiert es sehr oft, dass die Frühjahrs-Laicher die Laichareale der Farios ebenfalls benutzen und das bereits im Augenpunktstadium befindliche Ei-Material wieder ausgraben oder verschütten. Also – entweder oder – bei der Bewirtschaftung von Gewässern.

 

Die Äsche wiederum produziert keine markanten Laichgruben, sondern deponiert beim „Reiben“ ihr sehr kleines Ei-Material oberflächlich im Substratbereich. 

 

Allerdings gehört bei uns auch der Huchen zu den „Frühjahrs-Spät-Laichern“. Immer wieder sieht man große rötlich gefärbte Eltern-Fische auf genau jenen Plätzen, an denen zuvor die Rainbow ihr Ei-Material deponiert hatte. Und dazwischen sausen oft Äschen herum, die ebenfalls um Ostern herum ihre Hauptaktivität entwickeln. Meiner Meinung nach laichen die Huchen und auch Äschen bei uns an der Gmundner Traun deshalb so spät, da – im Gegensatz zu anderen Gewässern – die Fluten noch sehr kalt sind. Der Traunsee ist im Herbst zwar bis Ende September ein Wärmespeicher, im Frühjahr jedoch ein sprichwörtlicher Eiskasten (Nachtfröste bis Ende März).

 

Wie geht nun das Laichgeschäft unserer Salmoniden vor sich?

 

Ist ihre Zeit gekommen, so wandern sowohl Rogner als auch Milchner zumeist stromauf, auf der Suche nach einem geeigneten Laich-Habitat. Auch Körperform und Farbe der Fische verändern sich. Dabei tragen vor allem die Milchner bei den Rainbows ein fast schwarzes Schuppenkleid und der Laichhaken im Unterkiefer nimmt – je nach Alter des Fisches (Bachforelle und Lachs) eine markante Form an. Diese Laichfische sind auf der Suche nach einer speziellen Strömung als auch Grundstruktur im Gewässer. Dies finden sie zumeist am Ende eines Pools, dort, wo das Wasser in die nächste Rausche wegzieht (Überzug). Auch trichterförmige Einengungen werden gerne ausgesucht.

 

Überall dort, wo begleitendes Grundwasser im Schotterkörper nach oben gedrückt wird, finden die Fische perfekte Laichareale. Der Rogner wählt dabei instinktiv jene Zone, wo sauberes und etwas wärmeres sauerstoffreiches Wasser austritt. Zumeist wird die „Henne“ (Rogner) von einem oder mehreren „Cockfischen“ (Milchnern) begleitet. Haben sie den richtigen Platz gefunden, legt sich das weibliche Tier auf die Seite und wirbelt mit kräftigen Schwanzschlägen das Grundmaterial auf. Sand und Schlamm werden dabei abtransportiert und nur der etwa kirsch- bis walnussgroße Kies wird in Form einer Rippe oder eines Hügels dahinter angehäuft. Davor entsteht eine Mulde, der „Bruch“. 

 

Wenn diese erste Phase beendet ist, schwimmt der Rogner um die Mulde herum und signalisiert so dem Milchner, sich an ihre Seite zu begeben. Gleichzeitige wird nun sowohl Ei-Material (20-50 Stück) als auch der Samen abgegeben. Die so befruchteten Eier rollen – durch die Strömung transportiert – zum Schotterhügel und verkeilen sich im Lückenraum. Dieser Vorgang des Laichgeschehens kann sich mehrmals hintereinander wiederholen, wobei sich jedes Mal der Rogner ein kleines Stück weiter stromauf bewegt. Solcherart entstehen oft sehr lang gestreckte „Bruchzonen“. Hat der Rogner alle Eier (bis zu ca. 1500) abgegeben, wird die weitere Erbrütung dem Fluss selbst überlassen. In den darauffolgenden Wochen ist das „grüne Ei“ noch sehr stoßempfindlich, bis dann das Augenpunktstadium erreich ist. 

 

Nach etwa 30-60 Tagen, abhängig von der Wassertemperatur, schlüpft der Brütling aus dem Ei und arbeitet sich als „Dottersack-Brut“ noch tiefer in den Untergrund hinein. Er verbleibt also noch einige Zeit an Ort und Stelle, bis der Dottersack gänzlich aufgezehrt ist. Erst dann schwimmt er an die Oberfläche und sucht strömungsberuhigte Zonen im Uferbereich auf. 

 

Man nimmt an, dass ca. 60% des Forellen-Laichs vernichtet werden. Fressfeinde, wie andere Fischarten, Krebse, Wasseramseln, Entenvögel oder Verschlammung durch Hochwasser sind schuld daran. In vielen Gewässern bedarf es an die 3000 – 10.000 Eier, um wieder einen einzigen, voll entwickelten und fortpflanzungsfähigen Fisch zu bekommen. Nur der intelligenteste, widerstandsfähigste, anpassungsfähigste und gesündeste Fisch überlebt (survival of the fittest).

 

Man sollte also überlegen, ob man in einem Wildgewässer solch einem „Überlebenskünstler“ eine auf das „Haupt“ geben sollte...

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